Steven Spielberg kommt nach Berlin

veröffentlicht 23.11.2022

Steven Spielberg kommt nach Berlin - Die Berlinale ehrt den Regisseur mit dem Goldenen Bären für sein Lebenswerk

An welchen Film denken Sie spontan, wenn sie den Namen Steven
Spielberg hören? Sind sie eher ein Fan von Action- und Abenteuerfilmen?
Dann fällt Ihnen wahrscheinlich die „Indiana Jones“- Reihe“ ein. Oder
mögen sie Katastrophenfilme, dann taucht vielleicht der
Sommerblockbuster „Der weiße Hai“ auf. Fantasy Thriller mit Monstern
aus unserer Vorzeit? „Jurassic Park“ natürlich. Und wir alle ließen uns wohl
von „ET- Dem Außerirdischen“ berühren und verzaubern – diesem anfangs
ziemlich seltsam anmutenden Wesen von einem anderen Stern, diesem
verlorenen Geschöpf, das schon nach kurzer Zeit unsere Sympathie und
unser Mitgefühl gewinnt. ET ist ein Fremder in unserer Welt, mit ihm hat
Spielberg eine Figur erschaffen, die für die universelle Sehnsucht nach
Heimat, nach Nähe und Geborgenheit steht.
 
Steven Spielberg gilt als einer der erfolgreichsten Regisseure der
Filmgeschichte, sein Werk ist so vielfältig, wie bei kaum einem anderen
Regisseur. Er scheint alles zu können, er beherrscht die lustigen, die
dramatischen und die ernsthaften Töne. Das beweist er mit seinem in
nüchternem schwarz-weiß gedrehten Film über den Holocaust „Schindlers
Liste“. Spielberg hat damit In den 1980ger Jahren etwas geschafft, was
wenigen vor ihm gelungen war. In einer Zeit, in der die Darstellung des
vergangenen Grauens filmisch noch lange nicht aufgearbeitet ist und
Claude Lanzmanns Klassiker „Shoa“ nur von einem interessierten Insider-
Publikum wahrgenommen wird, gelingt es ihm, das Thema Holocaust
einem Massenpublikum zugänglich zu machen.

Steven Spielberg ist ein Regisseur, der sich immer wieder neu ausprobiert.
Mit „West Side Story“ drehte er im letzten Jahr seinen ersten Musicalfilm.
Zur 73. Berlinale im Februar 2023 wird der amerikanische Regisseur,
Produzent und Drehbuchautor mit dem Goldenen Ehrenbären für sein
Lebenswerk ausgezeichnet. Ein Glücksfall, denn seine Fans werden den
Blockbuster – Regisseur nicht nur auf dem roten Teppich und im Kino live
erleben – einige seiner bekanntesten und wichtigsten Werke werden auch
eine opulente Hommage bestücken.
„Im Verlauf seiner unglaublichen Karriere hat Steven Spielberg nicht nur
Generationen von Zuschauern in aller Welt begeistert, sondern auch dem
Kino als Traumfabrik eine neue Bedeutung verliehen“, so beschreibt die
Berlinale ihren kommenden Ehrengast. „Sei es die ewig magische Welt
von Jugendlichen oder unsere Realität, die durch die Geschichte für immer
geprägt wurde; seine Filme versetzen uns auf eine andere Ebene, auf der die Leinwand die geeignete Fläche bietet, um unsere Emotionen zu
entfalten.“
 
Spielbergs Gesamtwerk umfasst mehr als 100 Filme und Serien. Drei
Oscars, 19 Mal war er für die Trophäe nominiert, darüber hinaus viele
Golden Globes und Emmys. Und es gibt auch politische Ehrungen. Für die von ihm gegründete Shoah Foundation und den Film Schindlers Liste bekommt Steven Spielberg 1998 das große Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland. 2001 ernennt ihn die damalige Queen Elisabeth die II zum Knight Commander of the British Empire, und 2015 wird ihm vom damaligen US-Präsidenten Barack Obama die Presidential Medal of Freedom verliehen.

In den meisten seiner Filme enthüllt Steven Spielberg auch ein Stück von
sich selbst, es finden sich kleine, autobiographische Verweise, wie zum
Beispiel junge Träumer, die sich in ihre Fantasiewelten flüchten oder
distanzierte, abwesende Väter. Doch in keinem seiner Filme offenbart der
inzwischen 75-jährige Regisseur so offen autobiografische Züge wie in
seinem neuem Werk „The Fabelmans“. Der Film hatte dieses Jahr in
Toronto Premiere und gewann gleich den Hauptpreis für den besten Film.
In der faszinierenden Coming-of-Age Geschichte greift Spielberg auf seine
Kindheit und Jugend in einer jüdischen Familie zurück und erzählt von
seiner frühen Leidenschaft für das Kino und das Filmemachen. Anlässlich
der Verleihung des goldenen Ehrenbären wird der Film auf der Berlinale
gezeigt, am 9. März kommt „The Fabelmans“ in die deutschen Kinos.

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